Inhalt
Bücher und mehr
Hier können Sie uns unterstützen:

Spende

Durchwachsener Wasserhanf, Compositae.

Name:

Eupatórium perfoliátum L. Durchwachsener Wasserhanf. Französisch: Herbe à la fièvre; englisch: Boneset; italienisch: Eupatoria.

Verbreitungsgebiet

*

Namensursprung:

Erklärung zu Eupatorium s. Eupatorium cannabinum; perfoliatum in bezug auf die sehr langen, durchwachsenen Blätter.

Botanisches:

Die im mittleren Nordamerika beheimatete Staude wird etwa 1 m hoch. Aus einem waagerechten Wurzelstock erhebt sich der aufrechte, stielrunde Stengel, der zottig-rauhhaarig und am Grunde oft rot gefärbt ist. Nach oben teilt er sich in zahlreiche Äste. Die 8-10 cm langen, lanzettlichen, zugespitzten Blätter sind gegenständig und die unteren Paare am Grunde verwachsen. Der Blattrand ist kerbig gesägt. Die Blattspreite ist graulich behaart und besonders unterseits fast wollig. Die Blütenkörbchen, die von zwölf bis fünfzehn Blüten gebildet werden, stehen in Doldentrauben an der Spitze der Äste. Die Pflanze, die feuchte Stellen bevorzugt, blüht vom August bis in den Oktober. Die ganze Pflanze ist sehr bitter und riecht gerieben stark.

Geschichtliches und Allgemeines:

Eupatorium perfoliatum ist in Amerika ein altes Volksmittel, das schon von den Indianern gegen Fieber gebraucht wurde.

Wirkung

In der amerikanischen Volksmedizin ist nach Potter ein Infus von Eupatorium perfoliatum als schweißtreibendes Mittel bei remittierenden und typhösen Fiebern gebräuchlich, auch im Beginn eines akuten Katarrhs oder überhaupt einer allgemeinen Erkältung. Sein dort volkstümlicher Name „Boneset“ („Knochenmehl“) rührt von seiner angeblichen schmerzlindernden Eigenschaft bei den Knochenschmerzen des Denguefiebers (= „break-bone-fever“) her. Als bitteres Tonikum wird es auch bei Dyspepsie und allgemeiner Schwäche angewandt.

Von Bentley und Trimen wird es besonders gegen Grippe und Altersdyspepsie empfohlen.

Nach Wood ist es bei intermittierenden und remittierenden Fiebern allerdings nur dann anzuwenden, wenn Chinin nicht vertragen wird oder durch zu häufige Verordnung unwirksam geworden ist.

Von Osiander wird Eupatorium als Fiebermittel angeführt.

Hufeland veröffentlicht eine Mitteilung von Zollikofer, der Eupatorium als „ein sehr sicheres und schnell wirkendes“ Mittel bei Tinea capitis empfiehlt. Das – den toxisch wirkenden Bitterstoff Eupatoriin enthaltende – Kraut erzeugt in größeren Dosen Schweiß und Vomitus; es soll abführend und wurmtreibend wirken.

Grippe, rheumatische und infektiöse Fieber, Kopfschmerzen, biliöse Migräne, Leberschwellung und Malariakachexie sind Indikationen, die in der Homöopathie für Eupatorium perf. gebräuchlich sind.

Die Pflanze enthält ferner Harz, Inulin und ein amorphes Alkaloid (oder Glykosid).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Eupatorium perfoliatum ist ein gutes Mittel gegen Grippe+ (rheumatische, katarrhalische und biliös-gastrische Form), zu Beginn zu geben, und ähnliche epidemische Fieber mit starkem Zerschlagenheitsgefühl, intensivem Kopfschmerz und allgemeiner Unruhe. Bei Brustschmerzen infolge Pleuritis oder Grippe empfiehlt Holtz, Senftenberg, Eupatorium perfoliatum Oligoplex mit Arnica Oligoplex als ganz hervorragend. Auch bei Intermittens, insbesondere Malaria mit galligem Erbrechen, ist die Verordnung sehr beliebt, ebenso bei allen entzündlichen und katarrhalischen Erkrankungen der Respirationsorgane, wie Pneumonie, Bronchitis, Tussis, Laryngitis, Heiserkeit, besonders morgens, und Schnupfen.

Weiter wird das Mittel auch bei anderen entzündlichen Affektionen, insbesondere Appendizitis, bei biliöser Migräne (mit Gallerbrechen), periodischem Kopfschmerz und Leberschwellung (hier im Wechsel mit Lycopodium), seltener als Diuretikum gebraucht. Darüber hinaus bezeichnet Friedländer, Berlin, Eupatorium perfoliatum als homöopathisches Morphium, das er vorzüglich bei Cholecystopathien mit mittelstarken Schmerzen anwendet, außerdem empfiehlt er es bei Hypertonie und Hyperkinese. Als Wechselmittel werden Bryonia, Gelsemium, Ferrum phosph., Kalium phosph. und Arnica bevorzugt.

Eupatorium scheint zu den Mitteln zu gehören, deren Wirkung durch die Mischung mit anderen Mitteln stark gesteigert werden kann. So sind mir besonders viel Zuschriften über die Wirkung des Oligoplexes zugegangen.

+) Beispiel für die Anwendung:

(Madaus Jahrbuch 1936, Seite 16).

In einem Vorort einer Großstadt, der ziemlich abgeschlossen liegt, praktizieren zwei befreundete Kassenärzte mit etwa gleich großer Praxis. Bei der Grippeepidemie 1934 behandelte jeder etwa 200 Grippe-Patienten, der eine im Sinne der Schulmedizin mit Spritzen, z. B. Chininderivaten, der andere biologisch. Dieser gibt Eupatorium Oligoplex, 40 Tropfen in eine Tasse Wasser, und läßt daraus stündlich einen Schluck nehmen. Stellen sich Herzerscheinungen ein, dann gibt er außerdem Herzgold, drei- bis viermal täglich ein Likörglas. Er dringt auf täglichen Einlauf, gibt als Kost nur Obstsäfte. Und das Fazit: Der schulmedizinisch behandelnde Arzt beklagt bei seiner Behandlung 6 Tote (davon 4 im Krankenhaus gestorben), der biologisch behandelnde hatte keinen Toten.

Angewandter Pflanzenteil:

Potter nennt die Blätter und die blühenden Spitzen.

Thoms und Zörnig kennen die Verwendung der Blätter und Blüten in den Vereinigten Staaten.

Clarke benützt die ganze Pflanze.

Dragendorff erwähnt das Kraut.

Zur Bereitung der Präparate eignet sich die frische, zu Beginn der Blütezeit gesammelte Pflanze mit Wurzel. Aus dieser wird auch das „Teep“ hergestellt. Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Frische Pflanze mit Wurzel (§ 3).

Herba Eupatorii perfoliati ist in den Vereinigten Staaten von Nordamerika offizinell.

Dosierung:

Übliche Dosis:

3,75 g des Fluidextraktes (Potter).

1-2 Tabletten der Frischpflanzenverreibung „Teep“ mehrmals täglich.

(Die „Teep“-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Hb. Eupatorii.)

In der Homöopathie:

dil. D 1-2, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

_____________________________________
Inhaltsverzeichnis: Lehrbuch der biologischen Heilmittel, Gerhard Madaus (+ 1942), Ausgabe Leipzig 1938
Auf Bilder / Photos des Lehrbuches wurde wegen mangelnder Aktualität / Qualität verzichtet. Ebenso ist die Einführung in dieser Online-Version nicht vorhanden. Sie können hier ausschließlich auf die Besprechung der einzelnen Pflanzen zurückgreifen. Die Rezepturen werden in das Kompendium im Laufe der Zeit eingearbeitet. Vorhandene Fotos: Rechte beim Verlag erfragbar.

Kommentieren ist momentan nicht möglich.

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen